Ritterarbeit von Jk. Peter

Sie war so gut, dass sie - wohl als erste Ritterarbeit - in das "Goldene Buch" unseres Reyches aufgenommen worden ist. Es geschah am 11. Tag im Windmond a.U. 151 nach ihrer Präsentation. Ihr könnt Euch von deren Qualität überzeugen, denn nachfolgend ist sie dem Uhuversum zum lesen freigegeben.

 

Ist schlaraffisches Spiel eine Überlebensstrategie

zum Zeitgeist im 21. Jahrhundert ? 

 

Schlaraffen hört! 

Als ich am Ende der letzten Winterung das doch anspruchsvolle Thema meiner Ritterarbeit erfahren habe, war ich stolz darauf, dies näher zu durchleuchten und heute im Ergebnis darstellen und vortragen zu dürfen.

Um das Thema besser erfassen zu können, ist es wichtig zu erfahren, was denn letztendlich unter „Spiel“, „Zeit“ usw. zu verstehen ist bzw. wie diese Begriffe im Laufe von Jahrhunderten interpretiert worden sind.

Beginnen wir mit dem Begriff „Spiel“:

So schreibt Friedrich Schiller in seiner Abhandlung „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ folgendes: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“.

In seinem Brief an Philipp Christoph Kayser am 15.03.1783 schreibt Johann Wolfgang von Goethe: „Man sagt: Man könne den Menschen beim Spiel am besten kennen lernen; seine Leidenschaften zeigten sich da offen und wie in einem Spiegel. So habe ich auch gefunden“

In seinem Buch „Selbstbetrachtungen und Einfälle“ schreibt Gotthold Ephraim Lessing folgendes: „Das Spiel soll den Mangel der Unterredung ersetzen. Es kann daher nur denen erlaubt sein, die Karten beständig in Händen zu haben, die nichts als das Wetter in ihrem Munde führen“.

Auch Cicero schreibt in „Von den Pflichten I, 29“: „Spiel und Scherz darf man üben, wie man dem Schlaf und anderen Erholungen sich hingibt: Wenn man den schweren und ernsten Pflichten Genüge getan hat“.

Ebenso schreibt Lucius Annaeus Seneca in seinem Buch „Von der Gemütsruhe 15“: „Wenn nicht Spiel und Scherz ein natürliches Vergnügen enthielten, würde nicht eine so heftige Begierde der Menschen nach ihnen streben“.

Es gibt darüber noch viele helle Köpfe, die sich mit diesem Begriff des Spiels auseinander gesetzt haben. Ich möchte meine Sammlung damit beenden, indem ich nochmals  Friedrich Schiller zitiere: „Hoher Sinn liegt oft im kind`schen Spiel“.

Wenn wir nun den Begriff Zeit näher betrachten, so spielt im Hintergrund auch immer die Ewigkeit eine Rolle. Lassen wir uns von hellen Köpfen den Begriff Zeit näher bringen.

So schreibt Lucius Annaeus Seneca in „Von der Kürze des Lebens 8,1“: „Ich wundere mich oft darüber, wie leichtfertig man um Zeit bittet und sie anderen gewährt. Es ist gleichsam, als wenn um ein Nichts gebeten wird“.

Ernst Bloch hingegen interpretiert die Zeit folgendermaßen: „Die Zeit ist eine Uhr ohne Ziffern“ und „Zeit ist nur dadurch, dass etwas geschieht, und nur dort, wo etwas geschieht“.

Auch Thornton Wilder beschreibt die Zeit folgendermaßen: „Nur dem Anschein nach ist die Zeit ein Fluss. Sie ist eher eine grenzenlose Landschaft, und was sich bewegt, ist das Auge des Betrachters“.

Meiner Meinung nach beschreibt Plinius der Jüngere in seinen Briefen 8, 14 die Zeit für uns Schlaraffen am besten. Er schreibt: „Jede Zeit ist umso kürzer, je glücklicher man ist“.

Zum Schluss meiner Begriffssammlung darf jedoch das Überleben nicht fehlen. Bertrand Russel umschreibt dies so: „Die Frage heute ist, wie man die Menschheit überreden kann, in ihr eigenes Überleben einzuwilligen“.

Wie wir somit erkennen können, gibt es der Definitionen viele, da jeder, der sich mit den genannten Begriffen befasst, diese aus einem anderen, aus seinem Blickwinkel heraus, erfasst und zu erklären versucht.

Auch die wissenschaftliche Betrachtung des schlaraffischen Spieles gibt keine eindeutige Aussage dessen, was nun Spiel wirklich ist und bedeutet. Spiel wird  meist auf Kinder und Jugendliche übertragen bzw. mit diesen in Verbindung gebracht.

Das schlaraffische Spiel, so die psychoanalytische Theorie, sieht in dem Spiel einen Ausdruck unbewusster Tendenzen, der in einer Ebene mit den anderen Ausdrucksformen des Unbewussten liegt und der wie die Theorie der Individualpsychologie, die von Geltungsproben und dem Bemühen, das Persönlichkeitsgefühl zu erhöhen, spricht, in die Tiefe geht. Und nur in der Tiefenbetrachtung des Spiels dürften wir eine befriedigende Erklärung des schlaraffischen Spiels finden.

Beschränken wir uns auf die beiden holländischen Forscher J. Huizinga und F.J.J. Buyten-dijk, die uns folgende Kategorien zur Definition des Begriffes Spiel geben: „Spiel ist freies Handeln“ – „befohlenes Spiel ist kein Spiel mehr“. „Das Spiel ist überflüssig. Nur insoweit wird das Bedürfnis nach ihm dringend, als es aus dem Vergnügen an ihm entspringt. Man kann es aussetzen oder unterlassen.“

Huizinga beschreibt das Spiel folgendermaßen: „Der Form nach betrachtet, kann man das Spiel also eine freie Handlung nennen, die als „nicht so gemeint“ und außerhalb des gewöhnlichen Lebens stehend empfunden wird und trotzdem den Spieler völlig in Beschlag nehmen kann, an die kein materielles Interesse geknüpft ist und mit der kein Nutzen erworben wird, die sich innerhalb einer eigens bestimmten Zeit und eines eigens bestimm-en Raumes vollzieht, die nach bestimmten Regeln ordnungsgemäß verläuft und Gemeinschaftsverbände ins Leben ruft, die ihrerseits sich gerne mit einem Geheimnis umgeben oder durch Verkleidung als anderes als die gewöhnliche Welt herausheben.“

Übertragen auf das schlaraffische Spiel kann dies in etwa so ausgedrückt werden: „Der Schlaraffe lässt sich von der Spielsphäre seines Ritterspieles einfangen, er erlebt die Gestalten und Phaenomene des Spiels mit der Schicht seiner Persönlichkeit, die er in Bildern erleben kann.  Verknüpfen wir nun noch die Dynamik in das Spiel, so ist es ein Hin und Her der Bewegungen – ein wichtiges Phaenomen des Spieles. So erhält sich der Schlaraffe sein jugendliches Herz!

Im Hin und Her erlebt somit der Spieler, dass das, was von ihm ausgeht, wieder zu ihm zurückkehrt. Es ist also ähnlich einem Ballspiel. Beim schlaraffischen Spiel ist dies also der Güldene Ball.

Frei schwebend über dem Spiel aber bleibt das Lachen, das befreite Lachen freier Persönlichkeiten, das Lachen über z. B. überwundene Hindernisse, das Lachen über die Vielfalt der Verkettungen und Verzerrungen des Spiel selbst, im vollen Bewusstsein des „als ob“.    

Doch schweifen wir nicht weiter ab vom eigentlichen Thema. Fügen wir doch die einzelnen, soeben erläuterten Begriffe zusammen, sodass daraus die Frage beantwortet werden kann, ob denn das schlaraffische Spiel eine Überlebensstrategie zum Zeitgeist im 21. Jahr-hundert ist?

Nun, ich bin der Meinung, dass unsere Altvorderen bereits vor über 150 Jahrungen erkannt,  und dies in ihrem „Schlaraffen-Spiegel und Ceremoniale“ auch niedergeschrieben haben. Nämlich dies, dass in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit gerade das schlaraffische Spiel den Ausgleich schafft, den der Mensch braucht, um all die hektischen – und dadurch auch oft anheim gehenden, gesundheitlichen Probleme, im 21. Jahrhundert meistern zu können.

Betrachten wir nur, wie durch die Individualität unser Zusammenleben oftmals gestört wird, wie junge Menschen die Sinnhaftigkeit des Lebens nicht mehr erkennen, da Hightech und Spielotheken, Disco`s und Alkoholexzesse uvm. eine Traumwelt vorgaukeln. Auch fehlt es oft an Vorbildern, Leitbildern und –Motiven, die einen geordneten Weg in die Zukunft aufzeigen. Ebenso fehlt es immer mehr an sog. Spielregeln für Verhaltensweisen, nicht unbedingt an militärischem Drill und Vorgaben.

Unsere Altvorderen haben die Problematik bereits vor langer Zeit erkannt: Der Mensch braucht Spielregeln und Zielvorgaben. Dies verpackt in eine spielerische Form und schon ist das richtungsweisende Element geschaffen, um die für jeden von uns notwendige Entspannung, den Ausgleich und die Balance zu schaffen, um die hektischen Umtriebe unserer Zeit umschiffen zu können. Die Überlebensstrategie im 21. Jahrhundert!

Die Rezeptur für uns stellen hierfür Spiegel und Ceremoniale dar. Da ich Optimist bin, sehe ich sehr wohl noch viele Jahrungen ins Land ziehen, die das Überleben jedes Einzelnen von uns, aber auch dem schlaraffischen Spiel in diesem Jahrhundert, sichern. Denn „die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gut gehen wird. Aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schief gehen wird“.

In diesem Zusammenhang zitiere ich Rt. Juppitter der Kindergott von Castrum Bonnense, der bereits vor über 60 Jahrungen folgenden Satz geprägt hat, der das schlaraffische Spiel sehr passend wiedergibt: „Ein echtes Spiel ist es, das wir spielen, und weil es echt ist, auch nichts anderes sein will als ein Spiel, darum hat es diese erstaunliche Lebensdauer, darum ist es nach so vielen Jahrungen so jung wie am ersten Tag.“

In diesem Zusammenhang ist mir noch ein kurzes Gedicht eingefallen, welches sicherlich dieses Thema abrunden und jeden von uns auch ein wenig zum Nachdenken anregen wird. Es lautet wie folgt:

 

Nach schwerem Tagewerk

 

Das ist nach schwerem Tagewerk mein Fest:

Den kleinen abendlichen Weg zu gehen

und rings die Felder reich und reif zu sehn

und hoch den Sommer, eh er uns verlässt.

 

Und neben mir die Frau auf meinem Gang,

so reich und reifend, wie das schwere Feld,

und rings um uns der heimliche Gesang

der kleinen Dinge in der großen Welt.

 

Auf tausend Fragen, die das Herz gefragt,

weht aus der Stille uns die Antwort zu

und eine Stimme ist, die Heimat sagt,

und dann einmündet in das große Du.

 

Ein weitgespannter Reigen neigt sich seinem Ende zu. Ich habe meine Antwort auf die Frage, ob schlaraffisches Spiel eine Überlebensstrategie zum Zeitgeist im 21. Jahrhundert ist, gefunden. Diese lautet eindeutig „JA“ – das schlaraffische Spiel ist eine Überlebens-strategie! Wie lautet eure Antwort darauf?

 

 

Jk Peter der Poet

 

BS  26.11.10                                                                                                                  Zurück